Geschichtlicher Verlauf des Freibades

Die Entstehung

Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein und dann nichts wie raus... zur Badeanstalt Kalkwerder, die ja gerade einen neuen Sprungturm bekommt.

Bereits im Jahre 1834 ließ die Großherzoglich-Mecklenburgische-Cammer zwei öffentliche Badestellen errichten. Für die Bewohner der Vorstadt in der Nähe des „Judenkirchplatzes“ und für den Rest am Kalkwerder. Und da des einen Freud des anderen Leid ist, hagelte es gleich Beschwerden. Auf dem Gelände graste nämlich das Vieh u.a. vom Hofgärtner Klett. Er gab zu Protokoll, dass „täglich Hunderte von Badelustigen mit einer Anzahl von Hunden“ alles niedertrampeln und „zu jeder Tageszeit entkleidete Männer und Buben das Terrain durchstreifen, weshalb man unmöglich den Milchmädchen zumuthen darf, hier die Kühe zu melken“. Tja vielleicht war ja FKK damals schon in Mode. Jedenfalls bekamen die Kläger Recht, d.h. Pacht brauchten sie für das Gelände nicht mehr zahlen und Hofgärtner Klett wurde auf Staatskosten verpflichtet eine Sichtschutzhecke zu pflanzen, damit bei den Milchmädchen keine dauerhaften Schäden blieben.

So war allen geholfen und die Jahre gingen ins Land. 1870/71 legten französische Kriegsgefangene, den seit 1913 nach ihnen benannten Franzosenweg an und die Location gewann an Attraktivität für die Schweriner Erholungssuchenden. 1884 reichten die Büsche nicht mehr und der erste Umkleideschuppen wurde errichtet. Nach ungebrochenem Zulauf zeigte 1893 die „Gemeinnützige Gesellschaft zu Schwerin“ Interesse und investierte bis 1900 in weitere Holzbauten und 1905 in eine Strandaufschüttung.

Gründung des Schweriner Schwimmklubs

 Mit der Eingemeindung des sogenannten Ostorfer Halses 1912, gehörte auch Kalkwerder zu Schwerin. Dies vereinfachte einiges und im Jahr darauf gründete sich hier der „Schweriner Schwimmklub v. 1913“, der die Badeanstalt dann 1922 übernahm. Dass der größte Feind von Steganlagen das Eis ist, mussten die Eigentümer im Winter 1923/24 schmerzlich erfahren. Alles war Futsch. Bereits am 15 Juni 1924 konnte wieder gebadet und geschwommen werden im „Familienbad Kalkwerder“, wie es sich nun nannte. Ein Steg mit einer Rutsche trennte die Damen- von der Familienbadeanstalt und nach dem Badespaß konnten die Gäste sich in einer Restauration laben.

Der Freibad wächst

Doch auch 1939/40 schlug der Winter wieder zu. Das kriegerische Treiben der Deutschen verbot den Wiederaufbau. Erst in den 50er Jahren war man aus dem Gröbsten raus und so feierten die Schweriner am 22. Juli 1953 Richtfest für die neu errichteten Gebäude. Eine vergrößerte Liegewiese bot mehr Platz für Besucher und hinzu kam eine 50 Meterbahn und ein Sprungturm. An einem heißen Tag im Sommer 1961, die Wassertemperatur lag bei sage und schreibe 23,5 Grad Celsius, besuchten 4.000 Badegäste die Badeanstalt. Das sind Zahlen von denen die Betreiber heute nur träumen können.

"Jüngere" Geschichte

1966 titelte die Tageszeitung NNN: „Kalkwerder ein Schattenbad“, da die Anlage für den Ansturm zu klein geworden und auch die Versorgung nicht gewährleistet war. 1967 erfolgten dann umfangreiche Sanierungsmaßnahmen und eine Aufschüttung der Liegewiese. 1968 schließlich öffnete sozusagen Nebenan ein Kiosk, wo Papa Bier und die Kinder Brause bekamen. 1971 entstand in Nachbarschaft das Seglerheim, für das ein Teil der Liegewiese dran glauben musste. 1974 kam für die Petrijünger ein Anglerhafen dazu. 2004 trennte sich die Stadt Schwerin von ihrer ältesten Badeanstalt und übergab sie der Wasserwacht des DRK, die hier 2007 eine Rettungsbootstation errichtete.

Foto: Schweriner Stadtarchiv

Texte und Bilder sind uns durch das Schweriner Stadtarchiv zur Verfügung gestellt worden.